2011 Bericht

Ein Treffen, das es in sich hat:

 Unsere Feier zum 50sten Abi – Jubiläum der Klasse 13 m/Jahrgang 1961 in Verden.


Es gibt falsche Fuffziger, es gibt die goldenen Fünfziger. Keine Frage, wie wir uns einordnen. Als gestandene Kämpfer der ruhmreichen 13m/61 feiern wir das goldene Jubiläum der bestandenen Abi-Prüfung, mit der uns, wie es heißt, die Reife, bescheinigt wurde.

Auch wenn wir keine goldenen Lorbeerkränze auf unseren mehr oder weniger kahlen Häuptern tragen, denken wir doch an die manchmal schweißtreibende Schulzeit zurück, die im Laufe der 50 Jahre zur goldenen Erinnerung wurde. Das muß gefeiert werden.

Heinz-Wilhelm Hesse und Jürgen Stegemann nahmen es gern auf sich, das ist zu loben, dieses „Event“ – wie es bei manchen Deutsch-verderbern auch heißen mag - bienenfleißig vorzubereiten.

Wie viele werden da kommen? Von 16 Überlebenden meinten tatsächlich – sage und schreibe - 14(!), daß sie mit ihren „alten“ Klassenkameraden (oder Klakams, wie Ken das modisch verkürzend forsch nennt), die vollen 50 in vollen Zügen – nein, nicht bei der DB- feiern wollen. Sie meinten das nicht nur, sie kamen sogar. Auch die Klassenkameradin früherer Schuljahre, Ulli Alter, gesellte sich zu uns.

Leider fehlte unser Axolotlzüchter Lothar wegen eines Knieproblems. (Von einem Axolotlbiß rührt es nicht her; das ist gemein, so etwas auch nur zu denken.) . Nicht ganz unerwartet fehlte auch unser genialer Künstler Christian. Er ist uns in die lichten Höhen der Kunst entschwebt. Will er mit uns profanen Erdenmen. schen nichts mehr zu schaffen haben? – Beharrlich hatten vor allem Klaus Schwinge und Ken Paulin in mühevollem Einsatz den Abtrünnigen bearbeitet, um ihm wenigstens die Überlassung seine „gesammelten Werke“ abzuringen.

Und siehe da, ein Lichtstrahl durchbricht das Dunkel unseres trauernden Wartens. Als sein Vermächtnis sandte er uns die dreibändige Ausgabe seiner Schul- skizzen und –notizen.

Aber die meisten Jubilare brachten nicht nur sich selbst mit, sondern auch ihre lieben weiblichen „Ergänzungen“, wenn man das salopp so sagen darf.

[Erster Tag]

Also, da treffen wir uns am 3. März 2011 um 18 Uhr in dem weit abgelegenen Odeweg bei Heinz-Wilhelm. Sogar unser Theologe Axel Kühner ist da, sicher auch aus christlicher Nächstenliebe. Wir sehen uns alle an und können wieder einmal feststellen, daß wir nicht alt sind, aber die alten geblieben sind. Für einen Imbiß und natürlich auch Getränke sorgt dankenswerterweise das Ehepaar Hesse. Christians Werke werden ehrfürchtig wie Heiligtümer reihum gereicht.

[Zweiter Tag]

Am nächsten Morgen schlägt der Winter zu mit kaltem Nebel, unangenehmen Wind und Raureif. Trotzdem schaffen wir den Weg nach Mehringen, obgleich Ken durch kühne Überholmanöver den nachfolgenden Dieter Seydler fast abhängt. Auch seine Irrfahrt wegen entschlossener Nichtachtung der Navi-Wegweisung kann nicht ver­hindern, daß wir uns vor der örtlichen Bio­gas-Anlage alle um 10 Uhr wiederfinden. Jürgen hatte die Besichtigung dieses Prunkstücks innovativer Mais-und Mistbe­seitigung mit den dazugehörigen Dorfkum­panen vorbereitet. Es stinkt überhaupt nicht, wir suchten die Wärme der Innen­räume. Sehr ange-nehm, daß uns das Ehe­paar Stegemann anschließend auf seinem ansehnlichen, räumlich nicht zu knapp be­messenen „Altenteil“ mit warmer Kost labt.

Natürlich führt uns der Weg dann auch in das Domgymnasium (kurz „DOG“), wo uns der neue Herrscher Lehmann seiner Begeisterung über die allerdings phan-tastischen High Tec - „Schultafeln“ freien Lauf läßt. Als Nachfolger Dr. Borgerdings (seit vier Jahren), dem die Kunst der Selbstdarstellung nicht ganz fremd war, vermittelt er uns den Eindruck eines modernen Schulleiters. Außerdem bewundern wir seine Geschicklichkeit, knifflige Fragen locker zu mißachten. Die einmal zugesagte Herausgabe unserer Abi-Klausuren bleibt dieser pfiffige Beherrscher der schulischen PC-Tasten-Klaviatur uns aber schuldig. Nun ja, wir haben sie erst einmal dem Fortschrittsdenken geopfert.

Um 19 Uhr treffen wir uns in dem sicher nicht allen Deutschen bekannten Dörfchen Schafwinkel (mehr als drei Häuser) im Restaurant Jochenshof. Dort erwartet uns ein vortreffliches Abendessen. Die sowieso gute Stimmung wird durch den Vortrag einer Ritterballade und Erzählung lachenswerter Witze abgerundet.

[Dritter Tag]

Am Samstag, dem 5. März, treffen wir uns um 10 Uhr am Pferdemuseum Verdener Holzmarkt. Nun ja, die Verbindung der Stadt zur Reiterei und den Pferden, sei es Zucht, Turnier oder Militär, ist dort übersichtlich und anschaulich dargestellt. Uns erbost aber das uns unverständliche Fotografierverbot. Als weise Jubilare verzichten wir auf jede Form einer Rache.

In der Domschänke essen wir zu Mittag. Einige nutzen die Gelegenheit, ein typisch norddeutsches Gericht zu verzehren, nämlich „Knipp“. Ein Bummel durch Verden schließt sich an, der im Kaffee Erasmi endet.

Abends landen wir wieder in Odeweg, diesmal zur Bilderschau (nein, nicht Bildschirmschau). Themen sind das Treffen zum 45sten 2006 in Verden und das Treffen in Berlin 2008. Wieder ein gelungener gemütlicher Abend.

[Vierter Tag]

Sonntag, der 6. März. Endlich ist es nicht so kalt draußen. Wir fahren von Odeweg im Konvoi zum Bullensee. Ohne Gefahr im Moor zu versinken schlendern wir auf holzspangestreuten Wegen durch ein wiederentstehendes Moorgebiet. (Sagen die Natur- und Bio-Fuzzis nicht „Feuchtbiotop dazu?) - Auf der Rückfahrt erleben wir eine „Behinderung“ der eher seltenen Art. Ein Rudel (so sagt man doch, ihr Jäger und Naturfreunde?) Damwild quert den Weg und bringt unsere kleine Wagenkolonne zum Stillstand. Gern lassen wir das Schauspiel der (geschätzten) 30! (auch gebraten nicht zu verachtenden) Waldbewohner an uns vorüber ziehen.

Danach sitzen wir wieder – wo wohl?-natürlich bei Hesses und genießen noch einmal die freundliche Bewirtung. Ausklang eines Festes ohne Fehl und Tadel. Unser besonderer Dank gilt der vortrefflichen Organisation und Betreuung durch die Ehepaare Hesse und Stegemann.

Wir machen uns noch einmal klar, daß wir eine im großen und ganzen erfreuliche, recht ungezwungene Schulzeit (Kalle einmal ausgeklammert) hatten. Wir waren männlich geprägte Klasse, sportlich, erfahren in Skat, Doppelkopf und auch im Biergenuß, ohne Feindschaften, Klüngelwirtschaft, Angeber oder sonstige Widerlinge. Von jüngeren Jahrgängen werden wir manchmal beneidet. Ja, wir waren eben die ruhmreiche 13 m/61 und das sind wir noch heute, und das bleiben wir!

Wir kennen uns, wir verstehen uns. Jürgen brachte das beim Abschied auf den Punkt, als er heiter und frohgemut, wie wir ihn kennen, meinte: „Was soll ich sagen, ich mag euch alle.“

Nachzutragen ist noch, daß ein nächstes Treffen in zwei Jahren „angedacht“ wird. Zu gegebener Zeit wird Dieter Seydler einen Vorschlag für ein Treffen im Rheingau-Taunus unterbreiten. Fünf Jahre könnten vielleicht etwas lang sein. Das Alter nagt. Ihr wißt, die Einschläge liegen jetzt dichter. Das ist nicht militärisch gemeint. Wir aber wollen doch noch einige Jahre einer friedlichen Zukunft entgegenschauen.  

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© Ulrich Kohlstädt 2019